Schon seit einigen Wochen kann man sich in den Geschäften wieder mit weihnachtlichem Gebäck und Schokonikoläusen eindecken. Und nun flattern auch die Prospekte ins Haus, die von Lichterketten, Sternengirlanden und anderer weihnachtlicher Deko künden. Die hübschen Bilder lassen mich direkt nachdenken: Wäre das nicht auch was für uns? Sähe das in diesem oder jenem Fenster nicht toll aus? Und dann höre ich wieder in den Nachrichten: Energie sparen! Weihnachtsdeko reduzieren! Was ist wirklich nötig in diesem Jahr?
In diesem Jahr, das so ganz anders verlaufen ist, als wir es erwartet haben. Krieg in der Ukraine, steigende Preise im Supermarkt, Energiekostenexplosionen, Sorge um die Versorgungssicherheit. Als ob wir mit Corona und der Klimakrise nicht schon genug Probleme hätten. Von den politischen Unsicherheiten in vielen Ländern gar nicht erst gesprochen.
In diesem Jahr ist uns die Angst besonders nah auf den Leib gerückt und wir spüren einmal mehr, wie wenig selbstverständlich alles ist, wie zerbrechlich und vergänglich. Dunkel ist es. Wer zündet uns ein Licht an?

Auch die biblischen Geschichten der Advents- und Weihnachtszeit erzählen von Menschen, die es mit der Angst zu tun bekommen haben: Von Zacharias zum Beispiel, einem alten Mann und erfahrenem Priester, den die Furcht überfiel, als der Engel ihm erschien, um ihm die Geburt seines Sohnes Johannes zu verkünden. Oder von Maria, einer jungen Frau, die zutiefst erschrak, als der Engel ihr die Geburt Jesu verhieß. Und von den Hirten von Bethlehem: Sie „fürchteten sich sehr“, als der Engel Gottes zu ihnen kam des Nachts auf dem Felde bei den Herden. Angst ist in der Bibel kein Fremdwort.

Auch wir haben Angst, wenn unser gewohntes Leben unterbrochen wird. Wenn Nachrichten kommen, die uns verunsichern. Wenn wir feststellen, dass die Welt nicht so ist, wie wir dachten. Dass wir nicht alles in der Hand haben. Dass wir gefährdet sind, verletzlich.

Zum Glück bleiben die biblischen Advents- und Weihnachtsgeschichten nicht bei der Angst stehen. Denn die eigentliche Aufgabe des Engels ist es ja nicht, den Menschen Angst zu machen, sondern Mut. „Fürchte dich nicht!“ Mit diesen Worten beginnt seine Botschaft jedes Mal. Fürchte dich nicht. Gott sieht unsere Angst, er ignoriert sie nicht. Gott lässt uns nicht allein. Er ist bei uns in unseren Ängsten und nimmt der Angst die Macht. Damit wir aufatmen können. Damit der nächste Schritt möglich ist. Fürchte dich nicht.

In der Advents- und Weihnachtszeit begegnen uns Engel an allen Ecken und Enden. Auf Geschenkpapier, als Anhänger am Weihnachtsbaum, als Plätzchen, auf dem Weihnachtsmarkt, in der Krippe, als Dekofigur. Und eigentlich nicht nur jetzt. Das ganze Jahr über sind Engel unterwegs: Als Schlüsselanhänger, als Schutzengel im Auto, als Geschenk vor Reisen oder anderen Abenteuern. Engel, wohin das Auge blickt. Und jeder diese Engel ruft leise: „Fürchte dich nicht!“ Zugewandt, mit geöffneten Händen, segnend, hilfsbereit.

Mut machen, das ist der Beruf jedes Engels! Mit der Botschaft vom rettenden Gott. Mut machen in Ängsten, in Sorgen, in der Dunkelheit. Auch wenn die Beleuchtung dieses Jahr hier und da vielleicht etwas bescheidener ausfällt. Die Botschaft des Engels ist ein Licht in der Finsternis: „Fürchte dich nicht!“

 

Pfarrerin Johanna Matzko