Sommer, Sonne, Urlaub – für viele Menschen ist das ein, wenn nicht sogar der Höhepunkt im Jahresverlauf. Wenn es auch nur zwei oder drei Wochen sind, die meist viel zu schnell vergehen: Auf diese Tage freut man sich, die Vorfreude ist groß. Lange vorher wird reserviert, es wird überlegt, was man unternehmen möchte. „Balkonien“ mag ja auch ganz schön sein, aber es tut auch gut, raus zu kommen. Neues zu entdecken, ferne Länder bereisen oder einfach nur ausruhen. Sich mit Wellness etwas Gutes tun oder Zeit haben, um die Seele baumeln zu lassen; Bergtouren genießen oder Fahrrad zu fahren; wieder an den Ort zu kommen, wo man seit vielen Jahren eine zweite Heimat gefunden hat. Ich hoffe und wünsche Ihnen, dass Sie viel Freude in dieser Zeit erleben.

Mit dem Urlaub sind immer auch viele Hoffnungen verbunden: Mit den Flügen oder den Anschlüssen bei der Bahn sollte alles klappen. Niemand möchte stundenlang im Stau stehen. Wir haben Erwartungen an unser Urlaubsquartier – egal ob Hotel, Ferienwohnung, Almhütte, Finca oder Ferienresort. Fünf Sterne wären ein Traum, aber wer kann sich das schon leisten? Wenigstens sauber sollte es sein.

Und natürlich sollen die Gastgeber freundlich sein und uns unsere Wünsche von den Augen ablesen. Herz, was begehrst du mehr?

Vielleicht könnte der Sommer aber auch ganz anders aussehen.

In Hebräer 13, 1 lesen wir: Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt. Hier geht es nicht um das Bekommen, sondern um das Geben. Diese Worte sind in einer Zeit geschrieben worden, als die Christen eine kleine Minderheit waren, die immer wieder bedroht wurden. Für die Verfolgten war es auf der Flucht manchmal die einzige Chance, ein sicheres Quartier zu bekommen, wenn andere Christen ihnen die Tür öffneten, sie beherbergten, ihnen zu essen und zu trinken gaben. Die Überlieferung sagt, dass die Christen sich oftmals mit dem Symbol eines Fisches zu erkennen gaben. Das war für sie eine Art Geheimzeichen. Wenn ein Asylsuchender mit dem Fuß einen Fisch in den Staub der Straße gemalt hat und wieder verwischt hat, wusste der Gastgeber, dass er es mit einem Gläubigen zu tun hat.

Das griechische Wort Fisch heißt I Ch Th Y S. Übersetzt: Jesus Christus Gottes Sohn und Retter. Dann öffneten sich die Türen. Gastgeber und Gast haben sich gegenseitig zugehört und sich über ihre Erfahrungen im Glauben ausgetauscht. Dabei ist es immer wieder vorgekommen, dass sie durch die Gastfreundschaft, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt haben.

Vergesst die Gastfreundschaft nicht! Diese Aufforderung gilt auch heute noch. Im Gemeindeleben heißt das, mal auf andere Menschen zugehen, die vielleicht zum ersten Mal im Gottesdienst sind, die sich noch nicht auskennen mit unseren Gepflogenheiten in unserer Gemeinde. Gastfreundschaft kann heißen, einfach da zu sein, wenn jemand unsere Hilfe braucht. So, wie die Blume einfach für den Schmetterling da ist, still hält, teilt, was sie hat und was er braucht.

Mit ein wenig Phantasie fällt sicher manches ein, wie Sie Gastfreundschaft praktizieren können. Vielleicht fangen Sie in der Ferienzeit damit an und entdecken, dass man das nicht nur zur Sommerzeit machen kann.

E. Gommel-Packbier